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Archive for the ‘Alte Zünfte’ Category

An der linken Seite des Giebels vom Haus Westheimerstr. 10 – etwa in Augenhöhe –  am senkrechten Eck-Pfosten  ist folgendes Zeichen angebracht:

Zeichen am Haus Westheimer Straße 10

Ein gleiches Zeichen (ohne die oberen XXX und die untere Beschriftung S X) befindet sich am Rathaus in Treysa, von wo wir eine Anfrage zur Bedeutung erhielten.

Der Wiederaufbau des dortigen Rathauses durch Zimmermeister Kurt Schmitt und Mitarbeiter Kaspar Bonn wurde 1651 beendet.

Beide Namen sind in Homberg nicht bekannt. Die Bauzeit könnte der vom Treysaer Rathaus entsprechen, es gibt aber keine Belege.

Nach Recherchen von Archiv-Mitarbeitern könnte es sich bei dem Bananen-ähnlichen Zeichen unter der Narrenkappe mit 3 Schellen um eine „Narrenwurst“, einen Lederbeutel, auch Phallus genannt, handeln.

Diese Narrenattribute, angebracht in Augenhöhe, sollten vermutlich (ähnlich der Neidköpfe oder Schreckköpfe) das Böse fernhalten und sind als „Schutz gegen Menschen mit bösen Blick“ zu sehen. Schutzsymbole wurden häufig an der Außenmauer oder Grundstücksgrenze angebracht.

Insbesondere zu „XXX“ und „S X“ werden noch Erklärungen gesucht.

Über Hinweise zu ähnlichen Zeichen, ihrer Bedeutung oder zu der exakten Bauzeit, den Bauherren oder Zimmerleuten zum Fachwerkhaus Westheimerstraße 8/10 würden sich die Mitarbeiter des Heimatkundlichen Archiv GbR Homberg sehr freuen.

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Bäckerinnung

Der älteste Zunftbrief der Bäckerinnung stammt vom Jahre 1398 und ist vom Landgrafen Hermann genehmigt. Jeder Bäcker in der Stadt musste Mitglied der Zunft sein. Nur ein Bürgersohn, der als „ein recht Ehekind geboren“, konnte das Bäckerhandwerk erlernen, dagegen kein Bauer. Bäckersöhne hatten gegenüber anderen den Vorrang. Wer die Zunft erwerben wollte, musste zwei lötige Mark, einen halben Zober Bier und zwei Pfund Wachs“ dafür zahlen.

Jeweils an einem Dienstag brachten die Bäcker Brot zum Markt. Zwei Meister und zwei Gesellen waren dazu bestimmt, die Marktordnung zu kontrollieren, „dass alle dinge desto redlicher gehalten werden“

Die Marktordnung sorgte dafür, dass sowohl die Meister wie die Kundschaft vor Unredlichkeiten geschützt wurden. Unlauterer Wettbewerb untereinander wurde mit angemessenen Strafen belegt. Es war nicht angängig, wenn Bäcker, die außerhalb der Stadtmauern sich vor den Toren angesiedelt hatten oder in der Freiheit saßen, gleichfalls ihr Brot zum Markt trugen, ohne dass sie Mitglieder der Zunft waren.

Gerecht und ausführlich waren die Bestimmungen, die den Käufer von Benachteiligung oder Übervorteilung schützen sollten:

Welch Becker zu Klein bäckt, der soll geben zwanzig Pfennige„ und das Brot wieder heim tragen„

Wenn die Bäcker merken, dass die Müller beim Mahlen „Gewöhnheit darinn hätten, die den Leuten gemeinigliche schädlich wären, so sollen sie das Unseren Amtleuten und Schultheißen sagen“

Mehl und Brot waren in jenen Jahren nicht im Überfluss vorhanden. Auch der Zunftbrief traf schon Bestimmungen, die einen verschwenderischen Verbrauch der edlen Gabe des Brotes verhindern sollten: Frisches Brot durfte auf dem Markt nicht feilgeboten werden, solange noch altes zur Verfügung stand.

Mit freundlicher Genehmigung © Oskar Breiding “ Ein Lexikon zur Geschichte der Kreisstadt Homberg (Efze)“

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Im Homberger Heimatmuseum erinnern eine Anzahl von Werkzeugen an handwerkliche Berufe, die einmal in Homberg betrieben wurden, die aber dem Wandel der Zeit und der ständig wachsenden Industriealisierung der letzten hundert Jahre zum Opfer gefallen sind. Allein in den letzten hundert Jahren sind mindestens 17 Handwerksberufe, darunter die Lohgerber, die Leimsieder, die Kammmacher, die Seifensieder, die Stellmacher, Wagenbauer, Seiler und Kupferschmiede völlig ausgestorben. Auch die letzte Töpferei ist 1975 den veränderten Verhältnissen zum Opfer gefallen. Wollweberei, Leineweberei und Wollhandel haben einmal im Mittelalter eine blühende, wohlhabende Stadt aus Homberg gemacht. Der 30-jährige Krieg brachte den entscheidenden Rückschlag und Niedergang.

Was danach noch an textilen Handwerksbetrieben in Homberg bis in die Neuzeit hineinbestand, hat es meist sehr schwer gehabt und musste hart um seine Existenz ringen. Mit dem Beginn des 20.Jahrhunderts starben dann die letzten Handwerksbetriebe dieser Richtung völlig aus. Der Wollkämmer Heinrich Schmidt aus der Webergasse war der letzte, der in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts mit seinem Sohn noch Tag für Tag von einem Dorf zum andern ging und bei den Bauern die Wolle „kämmte“. Als letztes begehrtes und berühmtes Erzeugnis hatten sich noch die „Homberger Strickjacken“ am Leben gehalten. Sie entstanden in den Strickstuben der Familien May, Russack, Ehrhard und Martan und waren auf den Markständen ein begehrter Artikel. Zu jedem Markt in den umliegenden Städten bis ins Waldeckische und Westfälische hinein fuhren mit ihren schwer beladenen Pferdewagen Meister Ehrhard mit seinen Söhnen und die Marianne aus der Untergasse,

Neben der Herstellung von Strickjacken widmeten sie sich auch der Schirmproduktion. Ein weiteres altes Handwerk ging mit dem Kammacher Hofmann aus der Webergasse zugrunde. In unermüdlichem Fleiß stand er Tag für Tag bis tief in die Nacht hinein beim matten Schein seiner Ölfunzel an dem gemauerten Herd und kochte die bei den Metzgern gesammelten Kuhhörner, die er zu wahren Prachtstücken zu verarbeiten verstand. Nur bei besonders kniffligen Arbeiten bediente er sich gelegentlich einer rußenden Petroleumlampe.

Die breiten Haarspangen und Haarpfeile wurden besonders schön ausgesägt und zuweilen mit Perlen besetzt, Hauptmärkte Hofmanns Erzeugnisse waren Kassel, Hersfeld, Korbach, Arolsen und selbstverständlich auch Homberg. Es war ein mühsames Leben, denn schon am Abend wurden die vielen Kartons und Schachteln in Körben verstaut und auf den Schubkarren verladen. Um Mitternacht begann dann der weite Fußmarsch, um rechtzeitig in Kassel oder Hersfeld zum Markt zugegen zu sein.

Bilder hochladenDa besaß der Seifensieder V. Stolzenbach schon ein etwas bequemeres Fahrzeug, um seine Erzeugnisse an den Mann zu bringen.Er hatte einen ‚Ziehhund“ vor sein Wägelchen gespannt; aber er selbst musste doch „auf Schusters Rappen“ nebenher gehen. Später, als das Geschäft blühte, hatte er dann ein Pony angeschafft. Schöne Treppengeländer; Spinnräder entstanden unter den Händen -und an den Drechselbänken der Drechsler Bachhuber und Johann Wagner. Aber mit dem Verschwinden der Spinnstuben und dem Rückgang des häuslich geübten Spinnens gerieten auch die Spinnräder immer mehr in den Hintergrund und waren nicht mehr begehrt.
In der Freiheit ließ der Holzbildhauer Sieraon unter seinen Händen manch Prunkstück entstehen. Wenn es Abend geworden war, stieg er als Stadtmusikus auf den Turm der Stadtkirche und blies Stunde um Stunde ab. Guten Absatz hatten die Lohgerber. Bei der großen Zahl von Schuhmachern in Homberg war kein Mangel an Nachfrage. Die letzten Lohgerber kamen aus den Familien Kothe, Ickler und Becker. Bei ihren Werkstätten stapelten sich hohe Berge von Eichenlohe. War sie im Arbeitsprozess verbraucht und ausgelaugt, wurde sie zu Lohkuchen gepresst, die damals als Brennmaterial sehr begehrt waren.
An der Efze – Davidsweg – hatte sich Leimsieder Henkel eingerichtet, kochte den Leim und ließ die Platten trocknen. Tischler und Maler waren seine Hauptabnehmer.

Bilder hochladenBäuerliche Kreise brachten den Kutschwagen besonderes Interesse entgegen. In den Werkstätten der Wagenbauer Wilhelm Ulrich, Wilhelm Böth und Heinrich Ulrich gab es immer gefällige Neuerungen. Und wie heute Autos begutachtet werden, waren es zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch die Kutschwagen, die reißenden Absatz fanden. Fahrzeuge für die Landwirtschaft und Ackergeräte kamen aus den Werkstätten der Stellmacher Georg Dönch, Georg Luckhard und Martin Weil. Die Hufschmiede Neddermeier, Trieschmann und Botte wurden bei den ersten Frosteinbrüchen besonders stark in Anspruch genommen. Eine besondere Freude war es, dem letzten Homberger Kupferschmied H. Hardt bei seiner Arbeit zuzusehen und zu beobachten, wie unter seinen Händen eine Kuchenform, eine Puddingform oder anderes Küchengeschirr entstand.

Als der erste Weltkrieg (1914-1918 ) ausbrach, musste alles kupferne Gerät, Kannen, Kessel und Krüge abgegeben werden. Vom Kupferschmied Hardt wurde auch die kupferne Kugel geschaffen, die noch heute den Turmknopf der Stadtkirche schmückt. Die „Ziegelbäckerfamilie“ Gimpel aus der Freiheit zog mitunter, wenn geeignetes Material vorhanden war, mit Gerät und Werkzeug an die Baustellen.

Bilder hochladenDort wurden dann fachgerecht Ziegeln und Steine geformt und im Feldbrand gebrannt. Der Sohn August Gimpel zog in die Fremde und erlernte das Kunsttöpferhandwerk. Auch das, was sein Nachfolger Wilhelm Schake auf der Töpferscheibe entstehen ließ, fand reges Interesse. Seit mehr als vierzig Jahren ist dieses Kunsthandwerk ganz aus der Stadt verschwunden .
Vor 100 Jahren gingen die Körbe und Wannen des letzten Hornberger Korbmachers Richter in viele Haushaltungen. Dazu kamen die Erzeugnisse, die in Völkershain entstanden. Dort war eine ganze Kolonie von Korbmachern tätig, die weite Gegenden des Hessenlandes versorgte, Handwerk, Haushalt und Landwirtschaft benötigten Bindeseile, Zugstricke, Lukenseile und Glockenstricke, Die letzten Seilermeister Vogel und Walther haben diesen Bedarf abgedeckt. Färbereien hat es zu Ende des 19. / 20. Jahrhunderts mehrere in Homberg gegeben. Seit mehr als drei Jahrhunderte wird dies Handwerk von der Färberfamilie Wiederhold bis auf den heutigen Tag ausgeübt. Ihre Arbeiten waren weit über die Grenzen des Hessenlandes hinaus bekannt.

Weitere kunsthandwerkliche Berufe in der Stadt sind noch die bis ins 19.Jahrhundert hinein tätigen Glockengießer und Goldschmiede.

© Oskar Breiding

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